Viele der spektakulärsten Sportwagen aller Zeiten waren mit Flügeltüren unterwegs. Einige von ihnen tragen dabei stolz einen Stern auf der Haube. Die Historie der einzigartigen Mercedes-Benz Flügeltürer startet mit dem 300 SL, führt über das Experimentalfahrzeug C 111 bis zum SLS AMG – Fortsetzung alles andere als ausgeschlossen.
Sportwagen gibt es viele. Neben der entsprechend kraftvollen Motorisierung nebst entsprechender Fahrleistungen ist das Design neben der Marke an sich das entscheidende Kriterium, ob ein Sportwagen zum Erfolg wird oder nicht.
Hier seinen Liebling zu finden ist bei diesen drei Flügeltürern nicht einfach – begehrenswert ist jeder auf seine ganz eigene Art.
Er ist und bleibt die Legende: der 300 SL der Baureihe W 198. Was viele nicht wissen, vom Roadster wurden mehr Fahrzeuge als vom Flügeltürer verkauft.
Einer der spektakulärsten Sportler aller Zeiten ist der 300 SL der Baureihe W 198. 1952 als Rennsportwagen ersonnen, dominierte der 300 SL (W 194) die Rennstrecken der Welt und fuhr Siege in Le Mans, in Bern, am Nürburgring oder bei der strapaziösen Carrera Panamera ein. Bereits im Februar 1954 begeisterte dann der 300 SL als Serienfahrzeug – nun mit der internen Typbezeichnung W 198 – die Besucher der International Motorsports Show in New York bei seiner Weltpremiere. Seine Proportionen, der kraftvolle Reihensechszylinder mit 158 kW / 215 PS sowie die ungewöhnliche Türkonstruktion mit nach oben schwingenden Einstiegen sorgten für Aufsehen. So einen Sportwagen hatte die Welt noch nicht gesehen – weder in den USA, noch anderswo.
Mach hoch die Tür – das Tor mach weit – das spektakuläre Flügeltrio von Mercedes-Benz. Echte Traumwagen.
Der 300 SL glänzte dabei nicht nur mit seinem Design, sondern auch mit technischen Innovationen wie dem leistungsstarken Dreiliter-Sechszylinder, der filigranen Gitterrohrkonstruktion oder eben besonders den Flügeltüren, die einen ungewöhnlichen Einstieg in den Innenraum ermöglichten. Nachdem der 300 SL Flügeltürer im Jahre 1957 von einer offenen Variante, dem 300 SL Roadster, abgelöst wurde, dauerte es einige Jahre, bevor wieder ein Sternenfahrzeug mit Flügeltüren für Aufsehen sorgte.
Mit dem C 111 war es wieder ein Supersportwagen, jedoch kein Serienfahrzeug. Der C 111 fuhr zwar zahllose Rekorde auf Renn- und Teststrecken ein, war jedoch niemals im echten Rennbetrieb unterwegs. Als der C 111 in dem zeitgemäßen Farbton Weißherbst auf der Internationalen Automobilausstellung 1969 seine Weltpremiere feierte, standen die Münder der Besucher weit offen.
Der C 111 war als reines Experimentalfahrzeug geplant und der Start verschiedener Automessen. Seine Premiere feierte er im Herbst 1969 auf der IAA in Frankfurt.
Eine orangefarbene Flunder, die einen von den Rennerfolgen des einzigartigen Ford GT 40 träumen ließ. Kein Wunder, dass direkt nach der automobilen Herbstmesse am Main Blankoschecks in der Konzernzentrale von Mercedes-Benz einflatterten, denn diesen Traumwagen wollten viele – egal, was er auch kosten sollte. Dabei war der 4,40 Meter lange und 1,10 Meter flache Flügeltürer keineswegs gedacht gewesen, um der 1950er-Jahre-Sportwagenlegende des 300 SL zu folgen. Der C 111 war ein reines Experimentalfahrzeug, um neue Technologien zu testen. Dabei ging es nicht nur um unterschiedliche Antriebskonzepte wie Wankel-, Diesel- oder Benzinmotor, sondern auch um Klappscheinwerfer, neuartige (Verbund-)Werkstoffe und nicht zuletzt Flügeltüren. Sein Designer: der junge Bruno Sacco.
Vom C 111 gab es verschiedene Generationen, wobei die bekannteste die Variante II ist, die ihre Premiere auf dem Genfer Automobilsalon im Frühjahr 1970 feierte. Sie hatte im Vergleich zum Erstlingswerk von der IAA 1969 eine komplett andere Front und verschiedene Detailverbesserungen. Von sich reden machte der C 111 jedoch nicht allein durch sein einzigartiges Sacco-Styling, sondern insbesondere durch den Wankelantrieb, mit dem elf der letztlich fünfzehn produzierten C 111 in Handarbeit gefertigt wurden. Hatte der IAA-Wagen von 1969 noch einen Drei-Scheiben-Wankelmotor mit 206 kW / 280 PS, erstarkte der Doppelsitzer im Winter 69/70 durch eine weitere Rotationsscheibe auf 257 kW / 350 PS, die den C 111-II bis zu 300 km/h schnell machte.
Die Formen der drei Flügeltürer sind ein Genuss – doch die Fahrleistungen stehen der Optik in nichts nach.
Der SLS war das erste Fahrzeug, das AMG in Eigenleistung entwickelte. Nicht nur das Topmodell Black Series ist bereits jetzt ein begehrter Klassiker.
Als Mercedes-Benz im Jahre 2009 nach langer Pause mit dem SLS AMG wieder auf der Frankfurter IAA einen Flügeltürer präsentierte, glaubten viele ihren Augen nicht zu trauen. Der SLS AMG war seit den 1950er-Jahren das erste Serienauto von Mercedes-Benz, das wieder mit Flügeltüren unterwegs war. Der Einstieg ging deutlich einfacher als seinerzeit beim 300 SL (W 198) und im Fall der Fälle bei einem etwaigen Überschlag hätten sich die Scharniere abgesprengt, um aus dem Fahrzeug herausklettern zu können.
Hightech im Jahre 2009 trifft auf ein spektakuläres Sportwagendesign und einen grandiosen Antrieb. Nebenbei bemerkt: Der Flügeltürer der Neuzeit war das allererste, von Mercedes-AMG komplett eigenständig entwickelte Automobil. Im Vergleich zu seinen beiden „Vorgängern“ wurde der SLS AMG – später ebenso wie der 300 SL auch als Roadster zu bekommen – von einem 6,2 Liter großen V8-Saugmotor angetrieben, der zunächst 420 kW / 571 PS leistete und den Flügeltürer mit seinem erstmals verbauten Doppelkupplungsgetriebe bis zu 317 km/h schnell werden ließ.
Vorgestern und heute – unterschiedlicher können die Modelle kaum sein und doch irgendwie ähnlicher denn je.
Im Dreiklang durch die Steilkurve der Rundbahn – so wirken die drei Flügeltürer noch spektakulärer.
Vertrauten die Macher des ersten Flügeltürers noch auf einen Stahl-Gitterrohrrahmen, so bildet beim SLS AMG ein ebenso hochfester wie leichter Alu-Spaceframe das Rückgrat. Auch die Außenhaut ist aus Aluminium gefertigt, das blieb beim Urahn nur einigen ganz wenigen Exemplaren vorbehalten. Sie sind heute besonders wertvoll. Noch spektakulärer als die normalen SLS AMG oder die 435 kW / 591 PS starken GT-Versionen von Coupé und Roadster sind die 2013 vorgestellten Black Series mit echten Rennsportgenen, bei denen aus dem 6,2 Liter großen Saugmotor vom Typ M 159 der Ausbaustufe E 63 464 kW / 631 PS herausgekitzelt wurden. Noch ungewöhnlicher, aber deutlicher leiser und kaum weniger emotional ist das Experimentalfahrzeug des SLS AMG E-Cell, der später als SLS Electric Drive mit seinen vier Elektromotoren und 552 kW / 751 PS sowie 1.000 Newtonmetern sogar in Kleinserie ging. Was allen SLS-Versionen gemein war: die spektakulären Flügeltüren. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung.