Der erste von Carl Benz entwickelte stationäre Benzinmotor ist ein Einzylinder-Zweitakter, der am Silvesterabend des Jahres 1879 zum ersten Mal läuft. Mit diesem Motor hat Benz so viel geschäftlichen Erfolg, dass er sich zunehmend seinem Traum widmen kann, einen leichten, von einem Benzinmotor angetriebenen Wagen zu schaffen, bei dem Fahrgestell und Motor eine Einheit bilden.
Wichtigste Merkmale des 1885 realisierten zweisitzigen Gefährtes sind der kleine, schnelllaufende Einzylinder-Viertaktmotor, liegend im Heck eingebaut, der Stahlrohrrahmen, das Differential und drei Drahtspeichenräder. Der Motor leistet 0,75 PS (0,55 kW). Details sind der automatische Einlass-Gleitschieber, das gesteuerte Auslassventil, die elektrische Hochspannungs-Summer-Zündung samt Zündkerze und die Wasser-/Thermosiphon-Verdampfungskühlung.
Am 29. Januar 1886 meldet Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an. Die Patentschrift DRP 37435 gilt somit als die Geburtsurkunde des Automobils. Im Juli 1886 berichten die Zeitungen über eine erste öffentliche Ausfahrt des dreirädrigen Benz Patent-Motorwagens, Typ 1.
Auf einem verbesserten Gefährt startet Bertha Benz, die Frau des Automobilpioniers, zusammen mit ihren Söhnen Eugen (15) und Richard (14) an einem Augusttag 1888 ohne Wissen ihres Mannes zur ersten Fernfahrt der Automobilgeschichte. Die Tour führt von Mannheim mit einigen Umwegen nach Pforzheim, der Geburtsstadt von Bertha Benz. Sie hat mit dieser Fahrt von 180 Kilometern einschließlich Rückfahrt die Gebrauchstüchtigkeit des Motorwagens vor aller Welt demonstriert.
Der Wagemut von Bertha Benz und ihren Söhnen ist einer der entscheidenden Impulse für den Aufstieg der Firma Benz & Cie. in Mannheim zur zeitweilig größten Automobilfabrik der Welt.
Nur wenige Erfindungen haben die Entwicklung der Welt so nachhaltig beeinflusst wie die des Automobils. Die Pioniere des Automobilbaus am Ende des 19. Jahrhunderts waren Gottlieb Daimler (1834-1900) und Carl Benz (1844-1929).
Beide stehen mit der Daimler Motorengesellschaft (DMG), beziehungsweise Benz & Co., Rheinische Gasmotoren-Fabrik, Mannheim, für die Vorläuferunternehmen der 1926 gegründeten Daimler-Benz AG.
Nach Tätigkeiten in anderen Unternehmen entwickelten Gottlieb Daimler und Carl Benz, die sich in ihrem Leben nie persönlich getroffen haben, in Mannheim (Benz) und Cannstatt bei Stuttgart (Daimler) im Jahr 1886 zeitgleich die ersten Automobile der Welt. Jedoch lagen zwischen der Erfindung des Automobils und seiner wirtschaftlichen Nutzung mehrere Jahre.
Durch den Einbau eines mit Gas bzw. Petroleum betriebenen Motors in ein Zweirad gelang Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, die sich bereits aus ihrer Tätigkeit bei der Maschinenfabrik des Bruderhauses Reutlingen kannten, der erste Schritt zur mobilen Anwendung. Der Motor, der wesentlich kleiner, leichter und leistungsstärker war als alle vorherigen Kraftmaschinen, wurde aufgrund seiner charakteristischen Form „Standuhr“ genannt.
Dieses Zweirad, auch „Reitwagen“ genannt, absolvierte im November 1885 eine erfolgreiche Probefahrt.
Auch Benz erkannte die Bedeutung des leichten Motors und setzte sich zum Ziel, „einen Zwerg an Gewicht, aber einen Titanen an Kraft“ zu konstruieren.
Weil Benz weder auf Vorarbeiten zurückgreifen konnte noch bis dahin eine Lösung für die Lenkung eines vierrädrigen Fahrzeugs gefunden worden war, konzentrierte er sich vorerst auf den Bau eines Dreirades. Das im Jahr 1886 entstandene „Velociped“ kann trotz seiner Beschränkung auf drei Räder als das erste Automobil der Welt gelten.
Im gleichen Jahr und nur 100 km entfernt stellte Daimler die Motorkutsche vor. Sie gilt als das erste vierrädrige Automobil der Welt. Im Wesentlichen ist dieses Automobil eine leichte Kutsche, in die eine überarbeitete und leistungsstärkere Version der „Standuhr“ eingebaut war. Da Daimler die weiteren Einsatzgebiete seiner Motoren früh erkannte, erwog er bereits 1886 die Motorisierung von Booten, Schienenfahrzeugen und auch der Luftfahrt.
Sowohl Gottlieb Daimler als auch Carl Benz bemühten sich bereits frühzeitig um die internationale Vermarktung ihrer Erfindungen.
Im Gegensatz zu Carl Benz, der anfänglich nur in Frankreich über einen Vertreter verfügte, konnte Gottlieb Daimler auf mehrere Auslandskontakte zurückgreifen. Insbesondere in Frankreich und Großbritannien gelang es ihm, Lizenzverträge abzuschließen.
Auf der Weltausstellung 1876 in Philadelphia hatte Wilhelm Maybach William Steinway kennengelernt, den er Ende der 1880er Jahre mit Gottlieb Daimler zusammenbrachte. Nach seinem Besuch in Cannstatt sicherte sich Steinway das vertragliche Alleinvertretungsrecht für die gesamte Daimler-Produktpalette in den USA und Kanada.
Carl Benz gelang es erst zum Ende des 19. Jahrhunderts, seine Auslandsverbindungen zu intensivieren. Außer in Großbritannien konnte er überraschend in den USA und in Südafrika Erfolge feiern.
Neben den Bemühungen, auf dem ausländischen Markt Fuß zu fassen, trieben beide Pioniere die kontinuierliche technische Weiterentwicklung ihrer Produkte voran. So entwickelte Wilhelm Maybach, der als Ingenieur in der DMG tätig war, mit dem Spritzdüsenvergaser einen Meilenstein der Erfolgsgeschichte. Die Innovation stellte einen bahnbrechenden Fortschritt im Motorenbau dar, dessen Prinzip bis heute noch Anwendung findet. Die ersten großen Langstreckenfahrten in Frankreich und Großbritannien demonstrierten die Überlegenheit des Benzinmotors gegenüber dem Dampfantrieb. Das hervorragende Abschneiden der Daimler-Motoren markierte den technischen Durchbruch des Automobils.
Carl Benz gelang im Jahr 1893 mit der von ihm erfundenen Achsschenkellenkung ein weiterer entscheidender technischer Durchbruch, der das Problem der Lenkung von vierrädrigen Fahrzeugen löste.
Der 1894 auf den Markt gebrachte Benz „Velo“ wurde zu einem großen kommerziellen Erfolg. Ihm sollten ein motorbetriebener Omnibus und ein Lkw folgen.
Ein wesentliches Mittel zur Popularisierung der Innovationen war von Anfang an der Motorsport. Dieser diente vor allem dazu, die Leistungsfähigkeit der Automobile zu demonstrieren.
Die DMG legte den Grundstein für viele weitere Erfolge mit der Konstruktion eines Rennwagens, der von Emil Jellinek beauftragt und nach seiner Tochter Mercedes benannt wurde. Ende März 1901 bestand das neue Modell, der Mercedes 35 PS, seine Bewährungsprobe mit sensationellem Erfolg bei der „Woche von Nizza“.
Der sportliche Erfolg sollte sich auch wirtschaftlich für die DMG auszahlen.
Alltagstaugliche Versionen von Renn- und Hochleistungswagen bildeten in der Folgezeit die Basis des Geschäfts.
Den Markennamen „Mercedes“ hatte sich das Unternehmen bereits 1902 patentieren lassen. Um die mit den Erfolgen im Motorsport einhergehende, steigende Nachfrage zu bedienen und die dadurch notwendig gewordene Ausweitung der Produktion zu gewährleisten, entschied sich die DMG für die Erweiterung ihrer Betriebsstätte und verlegte im Dezember 1903 die Produktion von Cannstatt nach Untertürkheim.